Umbau einer DK-3 Steuerung auf Betrieb von Unipolar-Schrittmotoren z. B. Vixen MT1:

Letztens berichtete ein Sternfreund aus unserer "lokalen Gruppe", dass er im Internet eine Montierung mit Steuerung ( angeblich "einwandfrei funktionierend") erworben hat mit der er Probleme hätte. Ich habe mir das "gute" Teil mal angeschaut und festgestellt, dass die Steuerung nicht zu den Motoren passt. Die Steuerung hat Bipolar-Endstufen aber die Schrittmotoren sind Unipolar-Typen. Außerdem passte die Belegung der Stecker bzw. Kabel vorne und hinten nicht.
Mein Bekannter hat die Steuerung mit einem mitgelieferten Netzteil mit 9 Volt Gleichspannung betrieben, wobei sie schon gut warm wurde. Eine Recherche im Netz erbrachte, dass mehrere Leute davor warnten die Steuerung mit 12 Volt zu betreiben, was sie zerstören würde. Nach einem Blick ins Innere konnte ich feststellen, dass die Takterzeugung anscheinend mittels zwei Prozessoren läuft (auf der Oberseite vergossene ICs mit Quarz daneben). Die Brücken-Endstufen sind mit Einzeltransistoren und einzelnen Schutzdioden diskret aufgebaut, einen Spannungsregler suchte ich vergebens.
Einen Betrieb der Steuerung mit mehr als 5 Volt halte ich aus diesem Grunde für mehr als gewagt!

In einem ersten Versuch habe ich dann die Kabel so modifiziert, dass die Motoren jeweils über beide Wicklungshälften bipolar betrieben wurden, also mit freier Mittenanzapfung. Die Motoren liefen so bei 5 Volt halbwegs bei niedriger Geschwindigkeit, aber bei 32-facher reichte das Drehmoment beiweitem nicht aus.
Nach etwas "reverse engineering" habe ich mich dann entschlossen die Steuerung zu modifizieren. Hier ein kleiner Bericht über die erforderlichen Umbauten, vielleicht hilfte es ja Jemandem der ein ähnliches Problem hat:




Einbau einer Diode in die Spannungszufuhr zum Schutz vor Verpolung.



Einbau eines Stabis LM7805 zur Versorgung der Steuerungs-Logik (nicht der Motore!).



Nach dem Einbau von Schutzdiode und Stabi sieht das jetzt so aus.



Vorher / nacher der Endstufen für eine der Motorenwicklung.



Was zum Umbau der Endstufen erledigt werden muss.



So sieht das nun nach dem Umbau aus.
Hier sieht man auch schön die neue Kabelbelegung zu den Motoren.
Nicht vergessen darf man die rosa und gelbe Leitung auf + Motorspannung zu legen.

So, jetzt muss man sich noch um die fehlende Leitung am Motoranschluss kümmern.
Einer der Motoranschlüsse (brauners Kabel) liegt an einem Buchsenkontakt der im Kabel der DK-3 nicht belegt ist. Glücklicherweise ist der freie Kontakt daneben im Kabel belegt, so reicht eine Lötbrücke im Stecker um dieses Problem zu beheben.


Motorbuchse vorher.



Motorbuchse nachher.



Fertig! (Und noch acht PNP-Transistoren übrig ;-)

So, nun gings zum Testen an die Montierung. Als erstes fand ich eine blockierte Motorkupplung, deren Rändelschraube mit einer Rohrzange gelöst werden musste. Es war nicht die Originalschraube und sie war viel zu kurz. Der Vorbesitzer hatte dann wohl mit der Rohrzange angezogen, nach dem Motto "viel hilft viel". Nach Einsetzen einer längeren Rändelschraube war dies behoben. Dann zeigte sich, dass die Ra-Achse zu schwer ging um die Schneckenachse per Hand drehen zu können. Es war keinerlei Spiel im Ra-Antrieb spürbar, daher wurde zwischen Schnecke und Schneckenrad ein leichtes Spiel eingestellt, so wie sich das gehört. Die Schnecke war aber noch immer nicht per Hand zu drehen. Nach etwas Lösen des Schnecken-Axiallagers sah das schon viel besser aus. An der Montierung hatte wohl mal ein Grobmotoriker rumgepfuscht.
Nach diesen Maßnahmen läuft die Montierung nun auch bei 9 Volt mit 32-facher Geschwindigkeit einwandfrei.

An dieser Stelle muss ich aber nun mal ein paar deutliche Worte los werden:
Ich finde es ist eine mords Sauerei, dass Jemand im Netz einem unbedarften Käufer ein solches Teil als "einwandfrei funktionierend" verkauft, sowas ist glatter Betrug. Auf diese Weise kann man einem Beginner die Lust an unserem schönen Hobby verderben.
Jedenfalls bin ich froh, dass ich meinem Bekannten helfen konnte und die Montierung in Zukunft, hoffentlich immer zuverlässig, ihren Dienst tun kann.


 
E-Mail: reinhard.lauterbach[at]freenet.de