Elektrischer Fernauslöser für die Spiegelreflex-Kamera:
Und warum dieser Aufwand ?
Innerhalb unserer lokalen Gruppe sind mittlerweile einige Mintron-Kameras
im Einsatz. Sie wurden bisher als live-Kamera bis in den DeepSky Bereich
hinein eingesetzt, wobei die enorme Lichtempfindlichkeit immer wieder verblüffte.
Die Bilder wurden auf einem Video-Monitor dargestellt und auf Video-Band
aufgezeichnet. Eines Nachts kam dann die Idee auf, die Kamera zum
Nachführen bei der chemischen Astrofotografie einzusetzen. Ein Versuch
verlief äußerst positiv. Die Kamera ist so lichtempfindlich,
daß man damit besser einen geeigneten Leitstern findet als mit dem
Okular. Außerdem ist es schon ein ziemlicher Unterschied, ob man
im kalten Beobachtungsraum in gekrümmter Haltung 30 Minuten hinter'm
Fadenkreuzokular klebt, oder im beheizten Vorraum gemütlich am Monitor
sitzt.
Nun hat die Sache aber einen kleinen Haken: Wenn man die Kamera manuell
auslöst und dann in den beheizten Vorraum geht, dann kommt immer ein
kräftiger Schluck warme Luft in den Beobachtungsraum (mit den bekannten
unschönen Auswirkungen). Das Gleiche geschieht natürlich nochmal
zum Ende der Belichtung. Wenn man alleine arbeitet, dann ist die Montierung
außerdem die ersten und letzten Momente ohne Korrektur.
Um diese Nachteile zu umgehen, habe ich einen elektrischen Fernauslöser
für die Spiegelreflex-Kamera gebaut. Dazu wurde ein normaler Drahtauslöser
mit einer Rudermaschine aus dem Modellbau gekreuzt. Die Rudermaschine wird
mit einer einfachen Elektronik angesteuert, die man auch bei Conrad-Elektronik
als "Servo-Tester" preiswert bekommen kann.
Der mechanische Aufbau:
Die Rudermaschine wurde in alter Modellbauer-Mannier in einen Sperrholz-Rahmen geschraubt und der Drahtauslöser angebracht. Das Material des Gabel-Schuhs und des Drahtauslöser-Betätigungsstiftes ließen sich gut löten, was die Sache sehr vereinfachte. Der Außenmantel des Drahtauslösers ist an der Betätigungs-Seite in einem Messingklötzchen gefasst, welchses sich auf einem 2,5mm-Gewindestift in der Ebene der Servo-Scheibe drehen kann.
Ein Bild sagt mehr als .....
Die Elektronische Steuerung.
Die Steuerelektronik ist mit einem 5V-Stabi (LM7805) versehen, damit
die Vorrichtung mit 12V versorgt werden kann. Mit zwei Trimmer-Potentiometern
lassen sich die beiden Servostellungen für die "Ruhe-" und "Auslöse-Stellung"
einstellen. Abgerundet wird das Ganze mit einer kleinen Steuer-Box, in
die auch ein einfacher "Kurzzeit-Timer" für die Belichtungszeit-Steuerung
eingebaut ist. Dieser Timer gibt nach Ablauf der eingestellten Zeit kurze
Piep-Laute von sich. Die Spannung, die zum Erzeugen dieser Töne an
den Piezo-Schallwandler geht, wird mit einer einfachen elektronischen Schaltung
erkannt und kann so die Belichtung beenden.
Die Steuerung ist in zwei Teile unterteilt. Die erste Schaltung steuert
das Servo und ist deshalb auch unmittelbar an diesem angeordnet. Der zweite
Schaltungsteil befindet sich in der Steuerbox, die über ein dreipoliges
Kabel mit beliebiger Länge (naja, kein Übersee-Kabel :-) mit
der übrigen Schaltung verbunden ist.
Die Steuerelektronik für das Servo. Mit einem Schalter zwischen
dem Start-Eingang und Masse kann man schon die beiden Stellungen umschalten.
Mit den 100k-Potis stellt man die beiden Positionen ein, wobei das linke
Poti zuerst einzustellen ist (Ruhestellung).
Wenn das Servo bei zuschalten des zweiten Trimmers den Drahtauslöser
heraus zieht, dann muß man den Gabelschuh auf die andere Seite der
Achse einhängen, bei mir war das der Fall.
Diese Schaltung wird anstelle des Schalters zum Umschalten der Positionen
eingesetzt. Die Belichtungszeit wird dann durch den Timer automatisch beendet.
So sieht dann das Ganze am Ende aus. Über die Servo-Elektronik
kommt noch eine Plastik-Abdeckung und an den Sperrholzrahmen ein Klettband,
mit dem kann dann der Auslöser in Kameranähe befestigt werden.
In der Steuerbox ist oben der Timer mit den drei Originaltastern und dem
Display zu erkennen, sowie rechts unten der Auslöse-Taster und die
LED. Der Timer kann übrigens mit der "stand-alone"-Steuerbox auch
noch in seiner ursprünglichen Funktion betrieben werden (für
manuelle Belichtungskontrolle).