Versuch: Deep-Sky mit der ASI224mc Planetenkamera, September 2021:


Ich möchte hier über meine Versuche, mit der Planetenkamera ASI 224mc helle, kompakte Deep-Sky Objekte abzulichten, berichten.
Die Aufnahme aller hier gezeigten Bilder erfolgte mittels FireCapture, Stacking und Weiterbearbeitung erfolgte in Fitswork.


Den Auftakt machte der Ringnebel im Sternbild Leier (M57), aufgenommen in der Nacht vom 3. auf den 4.9.
Als Optik kam mein ED80/600 zum Einsatz, das Öffnungsverhältnis betrug also 7,5.
Es wurden 500 Lights und 500 Darks mit je 5 Sekunden, Gain 440 und Gamma 40 mittels FireCapture aufgenommen.
Die anschließende Bildverarbeitung erfolgte in Fitswork.

Hier das Ergebnis ohne Einbeziehung der Dark-Frames:



Und nun M57 mit Einbeziehung der Dark-Frames:



Es ist also zwingend erforderlich Dark-Frames anzufertigen.
Aufgrund des kleinen Chips der Kamera habe ich auf die Aufnahme von Flat-Frames verzichtet.


Am nächsten Abend (4.9. auf 5.9.) war der Hantelnebel im Sternbild Füchschen (M27) an der Reihe.
Einstellungen und Anzahl Frames wie in der Nacht zuvor bei M57.




Es folgte zwei Nächte später (6.9. auf 7.9.) eine Kugelsternhaufen-Parade.
Den Anfang machte natürlich das Paradeobjekt M13 im Herkules (Setings und Optik wie zuvor, allerdings 500 x 1 Sekunde):



Nun M92, ebenfalls im Herkules:



Danach rüber zu M2 im Wassermann:



Den Abschluss machte M15 im Pegasus:




Nun fehlte für die Nacht vom 7.9. auf den 8.9. noch ein Test an Galaxien, was zu dieser Jahreszeit nicht ganz einfach ist.
Ich entschied mich für M82, die im Norden recht tief überm Horizont stand.
Als die im Kasten war kam der Gedanke "M81 dazu wäre ja auch nicht schlecht..."
und wegen dem kleinen Bildausschnitt war für ein Mosaik noch das Feld zwischen den Galaxien nötig.
Zum Schluss wurden noch ein Satz Darks angefertigt, den ich für alle drei Teilbilder verwendete.
Settings und Optik waren wieder gleich wie zuvor, allerdings wieder 5 x 500 Sekunden.
Bei der Bildverarbeitung fiel mir dann auf, dass ich bei der Aufnahme das "Debayer" nicht aktiviert hatte, also alles in schwarz / weiß :-/
Mit den Einzelbildern stand nun die Erstellung des Mosaiks an, was ich vorher noch nie gemacht hatte.
Zum Glück bietet Fitswork auch hierfür eine intuitiv anzuwendenende Fuktion, mit der das kein Problem war:


(Einzelbilder auf 50% verkleinert)


Zu Guterletzt nahm ich noch in der Nacht vom 8.9. auf den 9.9 die Strudelgalaxie M51 in den Jagdhunden auf.
Settings wieder wie zuvor, allerdings als Optik diesmal mein ED70/420, also mit einem Öffnungsverhältnis von 6,0.




In der Nacht vom 13. auf den 14.9.2021 gab der Himmel für ein paar Stunden die helleren Sterne frei. In meinem Hinterkopf rumorte noch immer der Ärger über die verpatzte Aufnahme der Galaxien M81 / M82,
bei der ich vergaß das Debayern zu aktivieren. Also nutzte ich die Gelegenheit für einen erneuten Versuch an M82, diesmal hoffentlich in Farbe.
Die Bedingungen waren alles andere als optimal für so ein Vorhaben, im kleinen Wagen konnte ich den dritthellsten Kastenstern (4,3mag) nur mit indirektem Sehen wahrnehmen :-/. Trotzdem, wer's nicht versucht hat schon verloren.
Ich nahm mit dem ED80/600 zwei Serien mit jeweils 500 Rohbildern bei 10 Sekunden Belichtungszeit, Gain 440 und Gamma 40 auf. Danach nahm das Setup noch 1000 Darks mit den gleichen Settings auf, während ich "schon" (ab 03h30) im Bett lag.
Am nächsten Tag wurden die Daten der ersten Serie bearbeitet. Dabei musste ich leider 98 Bilder wegen durchziehender Wolken aussortieren. Aus den restlichen 402 Robildern und den 1000 Darks entstand dann folgendes Ergebnis:



Sieht doch schon garnicht so schlecht aus :-).

Ein einzelnes Rohbild sah übrigens so aus:



Ich bin immer wieder erstaunt, wie sich beim Stacken der Rohbilder die Objekte aus dem Rauschen heraus schälen.
Das Stacken erfolgte übigens mittels des Batch-Modes von Fitswork. Die restliche Bearbeitung erledigte ich ebenfalls mit diesem Programm.



Nun fehlten noch offene Sternhaufen und Emissionsnebel. In der Nacht vom 16. auf den 17.9.2021 gab es ein paar halbwegs klare Stunden,
diese habe ich genutzt um die Lücke zu schließen. Den Anfang machte der Doppelsternhaufen h & chi im Perseus. Es wurde ein Mosaik aus
drei Aufnahmen mit je 500 x 1 Sekunde bei Gain 440 und Gamma 40 aufgenommen. Um die Sternen mit Spikes zu versehen, wurden zwei
Schaschlik-Spieße unter 90° in die Taukappe geklemmt.




Danach nahm ich NGC281 (Pacman-Nebel) in Kassiopeia auf. Es kamen 1502 Rohbilder mit jeweils 5 Sekunden bei Gain 440 und Gamma 40 zusammen,
bevor rein ziehende Wolken der Serie ein Ende machten. Danach habe ich noch 2000 Darks mit den gleichen Settings aufgenommen, die auch alle
fürs Master-Dark verwendet wurden.



Der Nebel passt nicht komplett auf den Chip, also sieht man nur den inneren Bereich (das "Maul") mit dem zentralen Sternhaufen. Es wird auch
deutlich, dass das Objekt mit diesem Setup deutlich mehr Belichtungszeit benötigen würde, ich musste schon ganz schön in die Bildbearbeitungs-
Kiste greifen. Trotzdem war es den Versuch wert.


In der Nacht vom 22. auf den 23.09.2021 habe ich dann noch bei fast Vollmond und schlecher Durchsicht die Galaxie NGC7331 sowie Stephan's Quintet
aufgenommen. Es war schon eine Herausforderung, die Objekte überhaupt auf den Chip zu bekommen. Das Ganze war ein Test, ich wollte mal sehen
was ich da raus kitzeln kann. Da beide Objekte nicht gemeinsam auf den Chip passten wurde es wieder ein Mosaik, diesmal aber aus nur zwei Kacheln.
Aufgenommen wurden jeweils 500 Bilder mit je 10 Sekunden bei Gain 400 und Gamma 40 und entsprechend Darks.
Hier nun das Mosaik, wegen dem doch starken Rauschen auf 50% verkleinert:



Diese tollen Objekte werde ich mit kürzerer Brennweite bei besseren Bedingungen und längerer Belichtungszeit noch einmal aufnehmen. Dann gibt es
hier natürlich auch die 100%-Version zu sehen.



Fazit:
Die Bildverarbeitung war mehr "quick & durty". Auch war die Belichtungszeit, vor Allem für die Galaxien und Nebel, deutlich zu kurz. Trotzdem
kann man sagen, dass sich ein Versuch an Deep-Sky Objekten durchaus lohnt, zumindest wenn keine geeignetere Kamera zur Verfügung steht.


mail: Reinhard.Lauterbach[at]freenet.de