Eigenbau-Fernglas mit 75mm Öffnung, 90°-Einblick, Wechselokularen und "online"-Kollimation

Nachdem ich das erste mal durch ein Großfernglas mit Schrägeinblick geschaut hatte, stand für mich fest, daß ich irgendwann auch ein solches Teil besitzen müsse. Das Schöne an einem solchen Gerät ist das beidäugige "Lustwandeln" in den sternreichen Regionen der Milchstraße, das Betrachten von Nebeln und anderen ausgedehnten Objekten unter dunklem Himmel. Der 90°-Einblick erlaubt dabei das ermüdungsfreie Beobachten auch in Zenitnähe. Das Gewicht und die Ausmaße machen allerdings eine Montage auf einem Stativ unumgänglich, aber durch die einfache Art der Montierung ist das Gerät aber in kürzester Zeit einsatzbereit. Durch die Möglichkeit des Okularwechsels ist auch der Einsatz von kontraststeigernden Filtern möglich. Ich habe mir extra dazu einen zweiten 1,25" UHC-Filter zugelegt und es niemals bereut. Die Wasserstoff-Regionen der Sommermilchstrasse sind besonders beim dunklen Eifelhimmel ein Erlebnis.


Der Feldstecher ist auf einer Wiege in einer Eigenbau-Gabel montiert. Die Azimut-Verstellung erfolgt um einen Zapfen mit zwischengelegter Karton-Scheibe, direkt auf dem Stativ-Kopf. Die Elevationsbewegung ist über eine Bremse auf der halbrunden eloxierten Alu-Scheibe arretierbar.
 

Zur Konstruktion:

Als Objektive kamen zwei Spektive aus der Ukraine vom Flohmarkt zum Einsatz. Diese Optiken beinhalten normalerweise eine Barlow-Linse, die Objektive können aber auch ohne diese Brennweitenverlängerung verwendet werden (was nicht selbstverständlich ist). Zur Bildorientierung und zum zusammenführen der Strahlengänge benutzte ich zwei Amici-Prismen mit 38mm Kantenlänge. Damit ist es möglich, den Abstand der optischen Achsen von 90mm auf 62mm zu reduzieren und trotzdem einen großen freien Durchlaß übrig zu behalten. Somit können auch weitwinklige Okulare ohne Vignettierung benutzt werden.
Eine besonders praktische Einrichtung an dem Bino ist die "online"-Kollimation. Das rechte Okular kann über zwei Rändelschrauben in der Ebene senkrecht zum Strahlengang um einige Millimeter verschoben werden. Dadurch kann man in Grenzen den unterschiedlichen Augenabstand verschiedener Beobachter ausgleichen. Auch können fehlsichtige Personen so die Kollimation auf ihren Augenfehler einstellen.


Hier sieht man den Aufbau der oben angesprochenen "online"-Kollimation (auf den oberen beiden Bildern war diese noch nicht realisiert). Die linke Okularsteckhülse ist noch original. Die rechte Hülse ist zweigeteilt. Die innere Hülse kann sich im äußeren Ring bewegen, wird dabei aber über einen Kragen in der Ebene geführt. Von links drückt ein gefederter Stift (eingearbeitet in eine Schraube) auf die Innenhülse. Über zwei lange, jeweils 45° versetzte Rändelschrauben ist die Position der Hülse einstellbar. Der Federstift und die Rändelschrauben drücken dabei auf eine umlaufende Schräge der Innenhülse, um ein Herausfallen zu verhindern. Außerdem ist der Kragen auf der Vorderseite mit einem Lamgloch versehen (hier verdeckt vom Okular). Im Außenring ist an dieser Stelle ein Stift eingesetzt, der so ein Verdrehen der Innenhülse verhindert.
 
 
 

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