25mm TAL-Plössl Okular neu fügen:

Seit vielen Jahren besitze ich zwei der legendären 25mm TAL Plössel Okulare und sie haben mir, vor Allem in meinem 90° Selbstbau-Feldstecher, viel Freude bereitet. Leider haben diese Okulare bekanntermaßen ein Problem mit Delamination der Verkittung, wenn sie in die Jahre kommen, dies ist auch bei meinen Exemplaren der Fall. Zu allem Überfluss sind mir am Baader-Stand auf der letzten ATT drei weitere Exemplare "günstig zugelaufen", welche ebenfalls das Problem zeigten. Es wurde also Zeit, sich mal über eine Neuverkittung Gedanken zu machen und im Netz zu recherchieren. Sehr geholfen haben mir dabei folgende Web-Seiten:
http://www.tal-ecke.de/html/okulare___co_.htm
http://www.astro-ralph.de/html/linsenkittung.htm



Hier nun eine bebilderte Beschreibung meines Vorgehens:



25mm TAL-Plössl im "Originalzustand".



Als erstes wird die Steckhülse abgeschraubt.



Für den Ausbau der "Innereien" habe ich mir zwei kurze PVC-Röhrchen angefertigt.



Nun muss der innere Schraubring vorerst nur angelöst werden. Dazu habe
ich eine kleine Schere missbraucht. Die Spitzen werden im Tubus maxiaml
gepreizt und in die beiden Aussparungen des Rings eingehakt. Eine kleine
Drehung genügt für das Anlösen. Ich brauche ja nicht zu erwähnen, dass
dabei die Linsenoberfläche nicht berührt werden sollte.




Nun habe ich den Tubus auf den Kopf gestellt und den Schraubring mit zwei
Zahnstochern ganz heraus gedreht.




Das wäre schon mal geschafft.



Nun wird das erste PVC-Röhrchen auf die innere Linsengruppe gestellt...



... und das Ganze rum gedreht, dabei das Röhrchen in den Tubus drücken,
damit nicht jetzt schon Alles auseinander fällt...




...danach das andere Röhrchen auf die Augenlinsengruppe stellen.



Nun kann man, unter leichten Drücken auf das obere Röhrchen, den Tubus
nach oben abheben. Na, nicht umkippen! ;-)




Dami hätten wir "die Innereien" frei gelegt.



Nun habe ich die Linsengruppen mit Bleistift gekennzeichnet.
Wichtig dabei, dass man die Kennzeichnung auch auf der schmalen
Außenseite der konvexen Linse gut genug sieht.




So sehen dann die getrennten Gruppen aus.



Jetzt ist Baden in Aceton angesagt. Eine der Linsengruppen brauchte mehr
als drei Wochen bis sie sich trennen liess.




Laut Informationen Im Netz besteht das Okular aus zwei gleichen.
Linsengruppen deren konvexere (gewölbtere) Seiten einander zugewandt
sind. Nach dem Trennen der Gruppe sieht man, dass die beiden Oberflächen
der konvexen Linse unterschiedliche Wölbungen besitzen, wobei die stärker
gewölbte in die konkave Mulde der anderen Linse gehört. Man kann also
eigentlich nicht viel falsch machen. Trotzdem ist man mit derKennzeichnung
auf der sicheren Seite.




Für das Fügen habe ich mir, mit Hilfe meiner CNC-Fräse, eine kleine
Vorrichtung gebaut. Die Linsengruppen sitzen jeweils stramm zwischen drei
Zahnstochern und sollen während der Aushärte-Phase, mittig mit einem
leichten Gewicht, ineinander gedrückt werden, so die Theorie.




Unten zu liegen kommt die Linse mit der konkaven Mulde, diese
zeigt nach oben. In die Mitte kommt nun nur ein kleiner
Tropfen
des Fügemittels...



...und die konvexe Linse wird mit ihrer gewölbteren Seite in diese
Mulde gelegt.




Nun kommt der Andrücker oben drauf...



...und wird mit einem kleinen Gewicht beschwert. Sieht doch schon
mal gut aus, mehr weiß man erst in ein paar Wochen.




So, die Wochen sind rum und ich habe die Linsengruppen aus der Vorrichtung entnommen und begutachtet. Die Operation scheint gelungen zu sein und die Linsengruppen sehen wieder einwandfrei aus. Daraufhin wurde das Okular zusammengesetzt und da es grade draußen Halbmond und klar ist, natürlich direkt ein erster Test mit meinem 60mm/f15 DIY-Refraktor (der war grade schnell greifbar) durchgeführt. Am Mond eine knackscharfe Abbildung und drumherum genauso wenig Streulicht wie bei einem russischen 30mm-Okular ohne Delamination, ich bin begeistert. Daraufhin habe ich gleich das nächste Okular zerlegt und dessen erste Linsengruppe liegt schon in Aceton.
Fazit: Mit etwas Mut und Zeit ist es durchaus möglich solch eine Reparatur erfolgreich durchzuführen :-).


mail: Reinhard.Lauterbach[at]freenet.de