"Astronomisches" Dachfenster:

Vor ein paar Jahren hatte ich noch einen kleinen Arbeitsraum auf der Nordseite unseres Hauses. In dieses Zimmer hatte ich ein Dachfenster eingebaut, das man hochklappen und dann ca. 2/3 zur Seite wegschieben konnte. Neben dem Fenster installierte ich einen Stabilen Trittrost eines bekannten Dachziegelherstellers. Obwohl im Garten eine Sternwarte steht habe ich bisweilen eine kleine Montierung auf den Trittrost geschraubt und aus dem Arbeitsraum heraus Aufnahmen mit z.B. der Cookbook CCD-Kamera gemacht (u.A. als der Komet Ikeya-Zhang tief im Nordwesten bei M31 stand, was ich von meiner Sternwarte aus nicht sehen konnte).
Mittlerweile habe ich einen anderen Raum auf der Südseite des Daches ausgebaut und bin dorthin umgezogen. Der Raum besaß zwar ein Giebelfenster, leider aber kein Dachfenster. Da mich dies auf die Dauer ziemlich störte beschloss ich, auch in diesen Raum ein Dachfenster einzubauen. Leider hatte der Hersteller mittlerweile die Produktion des vorher erwähnten Kipp-Schiebe-Fensters eingestellt und ich machte mich auf die Suche nach einer Alternative. Die Fensteröffnung sollte soweit wie möglich frei sein und es sollte auch kein hochgekippter Flügel die Sicht in den Zenit versperren, somit schied ein Fenster des Marktführers von vornherein aus. Die Suche gestaltete sich schwieriger als erwartet, dann fand ich aber im Internet eine Firma die Dachfenster anbot, welche man komplett zur Seite auf die Dachfläche wegschieben konnte "optimal !". Ein angefragtes Angebot holte mich dann aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, für das Geld hätte ich auch einen 6" APO-Refraktor bekommen, für mich also außerhalb jeden vernünftigen Limits (ich bin nunmal nicht Vorstandsvorsitzender eines großen Konzerns, ... glücklicherweise). Es mußte also eine andere Lösung her. Nach längerem Suchen und Überlegen habe ich mich dann entschlossen sowas selber zu bauen (mit ein paar kleinen Kompromissen).
Meine Lösung besteht aus einer Plexiglas Doppelstegplatte (wie sie für Wintergärten benutzt wird), die mit s.g. "Kofferverschlüssen" auf einem selbstgefertigten Rahmen gehalten wird. Wenn mir nach frischer Luft ist, dann öffne ich diese Verschlüsse, hebe die Doppelstegplatte an zwei Griffen in den Raum hinein und stelle sie an der Wand ab. Jetzt wird auch klar warum ich eine Doppelstegplatte gewählt habe, eine Isolierglasscheibe diesen Ausmaßes (95cm x 160cm) wäre wegen ihres Gewichtes nicht mehr vernünftig alleine zu handhaben. Ein Nachteil der Doppelstegplatte ist allerdings, daß man keine klare Sicht wie bei einer Glasscheibe hat.
Entgegen kam mir bei der ganzen Aktion, daß man bei dem führenden Hersteller von Dachfenstern die s.g. "Eindeckrahmen" separat kaufen kann (mit entsprechender Einbauanleitung). Dieser Eindeckrahmen verbindet den selbstgefertigten Außenrahmen (der normalerweise Bestandteil des Dachfenster-Pakets ist) mit der Dachziegel-Eindeckung. So brauchte ich mir über die Regenwasser-Führung um das Dachfenster herum eigentlich keine großen Gedanken zu machen (was ich aber vorher trotzdem schon intensiv getan hatte, da ich das mit den Eindeckrahmen noch nicht wusste). Der selbstgefertigte Außenrahmen ist dann noch mit Alu L-Profilen verkleidet, welche satt über die hochgezogenen Anschlüsse des Eindeckrahmens ragen.
Die ersten starken Regenfälle hat die Konstruktion schon ohne Probleme weggesteckt und ich habe auch schon meine ersten Beobachtung mit kleinem Refraktor aus der Öffnung heraus gemacht.

Hier ein paar Aufnahmen vom Bau mit Details und weiteren Erläuterungen:
 


Innenverkleidung und Isolierung sind entfernt, jetzt muß ein Stück Sparren d'ran glauben.
 


Na bitte, der Sparren ist getrennt. Zum Glück läßt meine Dachkonstruktion diesen Eingriff ohne größere Abstützmaßnahmen zu.
 


"first Light" :-)
Es gehört aber schon etwas Überwindung dazu, ein solches Loch in ein dichtes Dach zu schneiden.
 


Die Dachlatten sind getrennt. Unten ist der Außenrahmen zu sehen. Die Unterspannbahn wird später außen am Außenrahmen hochgezogen (also nicht gleich abschneiden).
 


Eine Aufnahme des fertigen Fensters. Die Innenverkleidung ist wieder komplettiert (Dampfsperre nicht vergessen). Außerdem sieht man schon die einlegbaren Rundhölzer für die Innenbeschattung (siehe auch nachfolgende Detailaufnahme).
 


Hier sieht man einen der 12 Kofferverschlüsse und die Lagerung der Rundhölzer.
 


Unterhalb der Öffnung wurde ein stabiler Trittrost montiert. Auf diesen ist eine wetterfeste "Minisäule" aus Alu geschraubt, welche meine kleine beidachsig motorisierte Lidl-Montierung aufnimmt (die Motorisierung der De.-Achse ist ein Eigenbau mit Gleichstrom-Getriebemotor). Das Ganze ist sehr hilfreich für "die kleinen Aufnahmen zwischendurch" :-)
 
 

Etwas Frischluft wäre nicht schlecht:

Mittlerweile habe ich noch ein paar spezielle aushängbare Scharniere eingebaut, durch die das Dachfenster nun auch hochgeklappt werden kann. Im Sommer ist somit eine angenehme Belüftung und auch ein orientierender Blick schräg nach oben möglich.
 


Ein schöner Ausblick aus dem hochgeklappten Dachfenster, naja das Wetter hätte etwas besser sein dürfen.
 


Hier die Detailansicht eines der Scharniere.
Beim Hochklappen liegt die Platte auf der oberen Außenseite des Rahmens auf, somit muß das Scharnier eine kleine Bewegung nach oben zulassen. Dies wird durch die Langlöcher in den Alu-Teilen gewährleistet, die beiden Schrauben im Rahmen dürfen also nicht ganz fest angezogen werden.
Wenn der mit einer Sicherheitsnadel gesicherte Querbolzen herausgezogen wurde, dann kann die Doppelstegplatte wie gehabt entfernt werden.
 
 
 

In den Bildunterschriften sind einige Schlagworte gefallen, zu denen ich noch etwas schreiben möchte.
 

Kofferverschlüsse:
Diese Verschlüsse bekommt man im Baumarkt. Wenn sie richtig montiert sind, dann ziehen sie die Scheibe gegen den Rahmen und drücken so die umlaufende Moosgummidichtung etwas zusammen. Leider sind die mitgelieferten Gegenstücke nicht optimal für diesen Einsatz. Ich habe mir aus MS-Blech passende Haken gebogen.
Für alle Verschraubungen mit der Doppelstegplatte habe ich kleine 12mm Birke-Multiplex Brettchen in die Kammern der Platte geschoben. Durch Bohrungen in der Unterseite der Platte, die etwas größer sind als der Schraubenschaft, habe ich dann die Beschläge mit den Multiplex-Brettchen verschraubt. Die MPX-Brettchen sollten etwas kleiner als der Kammerquerschnitt sein damit ein Luftaustausch erhalten bleibt.
Die Kammern werden oben und unten durch spezielle Alu-Profile verschlossen (Baumarkt, gehören zum Doppelstegplatten-System).
 

Dampfsperre:
Vor Allem im Winter hat man ein ziemliches Temperaturgefälle vom Innenraum nach Außen. Kühlt sich nun die feuchte warme Raumluft ab, so wird die enthaltene Feuchtigkeit frei. Aus diesem Grund ist eine Dachisolation von Innen mit einer Luftundurchlässigen Schicht versehen (Alufolie, PE-Folie), da sonst auf Dauer die Isolation durch die Feuchtigkeit der eindringenden Raumluft naß werden würde. Hinter der Innenverkleidung des Durchbruchs (kurze vertikale Brettchen) ist diese Dampfsperre bis zum Außenrahmen hochgezogen und zu diesem hin abgedichtet.
Voraussichtlich werde ich im kommenden Winter trotzdem am oberen Rahmen und an der Doppelstegplatte ein gewisses Feuchtigkeitsproblem bekommen. Für diesen Fall ist noch genügend Raum um eine Zwischenauflage einzuziehen und mit einer dünneren Version der Doppelstegplatte aus dem ganzen ein "Doppelfenster" mit Luftschicht zu machen (mal abwarten ob das nötig wird).
=> Mittlerweile hatten wir den ersten Schnee. Das Kondenswasserproblem scheint zum Glück nicht kritisch zu werden (hoffentlich sehe ich das auch noch so wenn es außen mal -20°C sind).
=> Und die -20°C hatten wir nun auch schon, es gab glücklicherweise keinerlei Probleme :-))
 

Innenbeschattung:
Wenn Nachmittags die Sonne in den Raum hinein scheint dann wird es erstmal recht warm, außerdem kann ich auf meinem PC-Monitor kaum noch etwas erkennen. Im Baumarkt gibt es U-förmige Auflagestücke für Kleiderstangen in Schränken. Diese habe ich links und rechts an den Rahmen geschraubt und 18mm Buche Rundstäbe eingelegt. Jetzt fehlt noch eine Stoffbahn mit eingenähten Schlaufen durch welche die Rundstäbe gesteckt werden. Die Stoffbahn wird dann in leichten Wellen die Öffnung abschatten, läßt sich aber auch ganz einfach aushängen.
 

Angedacht: Eine Außenbeschattung
Im Sommer bekommt man natürlich ein anderes Problem. Durch die Energie, die zusätzlich in den Raum gelangt, wird es bei sowieso hohen Temperaturen nicht gerade angenehmer. Also wäre es das Beste, die Energie erst garnicht hinein zu lassen.
Lösung:
An den Enden der Alu-Profile welche die Kammern verschließen werden außen Haken angebracht (somit an allen vier Ecken der Doppelstegplatte). Wird's zu warm, dann holt man die Platte herein, hängt eine Plane ein und setzt die Platte wieder an ihren Platz. Zum Einhängen kann man Gummis benutzen wie sie auch bei Zelten eingesetzt werden, die sollten einigermaßen UV-Stabil sein, die Plane gespannt halten und bei Windböen zu große Kräfte verhindern.
 
 

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