Fokusierhilfe für die chemische Astro-Fotografie:
 
 

Meine größten Probleme bei der Astrofotografie habe ich mit der Nachführung und dem Scharfstellen (was nicht nur mir so gehen wird). Ich benutze preiswerte M42-Kameras vom Flohmarkt (z.B. Pentacon, Revue, ...) und habe nicht den Luxus einer auswechselbaren Mattscheibe und eines Winkelsuchers mit Nachvergrößerung. Bei "www.astroselbstbau.de" wird eine Fokusierhilfe angeboten die man vor dem Fotografieren in den Okularauszug steckt, damit scharfstellt und dann durch die Kamera erstezt. Dieses Teil hat meiner Meinung nach einen entscheidenden Nachteil: Das virtuelle Bild wird nur mit einem normalen Okular betrachtet und das Auge hat deshalb keine Referenz für die richtige Bildebene. Dies bedeutet, daß eine moderate Fehlfokusierung vom Auge kompensiert werden kann, was dann zu nicht optimal fokusierten Aufnahmen führt. Der oben genannte Anbieter hat aber auch eine Mikrofaser-Mattscheibe im Sortiment, mit der sich dieses Manko zumindest theoretisch beheben lassen sollte. Von der ATT 2002 habe ich mir eine solche Platte mitgebracht und werde damit mal einen Versuch starten.
 


Die Drehteile sind schon fertig. In der Plastiktüte ist die Mikrofaserplatte  zu sehen. Sie wird auf den richtigen Durchmesser rund geschliffen und kommt an Stelle der Strichplatte in das Mikroskop-Meßokular russischer Herkunft.
 

Das Rundschleifen der Mikrofaserplatte ist die kniffeligste Arbeit. Auf die achteckige Platte habe ich zuerst beidseitig Papier-Paketband (nicht die Kunststoff-Version) geklebt und mit Kreisschablone und Bleistift die richtige Kontour aufgezeichnet. Dann wurde mit einem Bandschleifer und feinem Schleifband das überstehende Material abgeschliffen. Anfangs bin ich dabei noch recht zaghaft vorgegangen, aber die Platte ist doch robuster als es den Anschein hat. Ich habe doch manches Mal heiße Finger bekommen.


So, das wäre geschafft. Die Mikrofaserplatte ist in den Strichplattenhalter des Okulars eingepaßt (unten rechts).

Da die Mikrofaserplatte deutlich dicker ist als die original Strichplatte, passt die Original-Verschraubung (rechts außen) nicht mehr auf den Halter. Die Mikrofaserplatte muß also mit ein paar Tröpfchen Kleber im Halter fixiert werden. Der mechanische Teil besteht aus der 2"-Steckhülse und dem Okularaufnahme-Rohr. Zur Justage läßt sich das Rohr in der 2"-Hülse verschieben und mit einer Rändelschraube fixieren. Ist die richtige Position gefunden, so werden noch zwei zusätzliche Madenschrauben festgezogen. Wichtig ist, daß sowohl das Okular, als auch die 2"-Hülse immer bis zum Anschlag eingeschoben werden.
 
 

Justage der Vorrichtung:

Die Justage erfolgt am einfachsten am Mond nach folgendem Muster:

Später, beim fotografieren, ist natürlich zuerst mit der Fokusierhilfe scharf zu stellen und diese dann gegen die Kamera auszutauschen.
 

Mittlerweile habe ich die Fokusierhilfe einmal "trocken" ausprobieren können.
Am C11 (f10) konnte ich wunderbar auf die Jupiter-Monde scharfstellen (Brennweite C11 = 2,8m d.h. bei Okular "8 x" knapp 100fache Vergrößerung). Wichtig ist, daß auch mit der Dioptrien-Einstellung auf die Mikrofaserplatten-Oberseite scharfgestellt wird. Wenn der Fokus grob gefunden ist, dann muß man mit beiden Einstellungen (Dioptrien-Einstellung und Fernrohr-Fokusierer) den exakten Punkt finden. Auf Jupiter sind dann die beiden großen Wolkenbänder hell und deutlich zu sehen, fast wie ohne Mikrofaserplatte. Das Bild erscheint bei genauem Hinsehen ganz leicht körnig, d.h. die Dioptrieneinstellung stimmt.
Ich bin mal auf die Fotos gespannt, die demnächst mit diesem Teil fokusiert werden. Bisher sieht es jedenfalls sehr gut aus :-)
 

Schon eine Idee zur Verbesserung:

Die Vorrichtung kann, so wie sie bisher aufgebaut ist, nur für eine einzige Kamera mit dem dazugehörigem 2"-Adapter justiert werden. Da ich ein IDAS-Filter besitze, möchte ich dieses natürlich auch für die Nebel-Fotografie nutzen, für die Fotografie von anderen Objekten macht das Filter aber keinen Sinn da es dann nur unnütz Licht schluckt. Um die Fokusierhilfe trotz der unterschiedlichen Weglängen mit und ohne Filter nutzen zu können, habe ich mir folgendes ausgedacht:
Das Zwischenrohr wird neu gedreht und bekommt am Okular-Ende einen Kragen, in dem auch die Klemmschraube für's Okular sitzt. Wenn nun mit einer bestimmten Konfiguration justiert worden ist, dann wird der Abstand zwischen 2"-Steckhülse und dem okularseitigen Kragen des Zwischenrohres gemessen. Anschließend wird ein zusätzliches Rohr, welches über das Zwischenrohr passt, auf die ermittelte Länge abgedreht. Dieses "Überrohr" dient nun als Abstandshalter für die aktuelle Konfiguration und bekommt eine entsprechende Kennzeichnung. Auf diese Weise kann man sich für jede erdenkliche Kombination von Kamera und Zubehör die passenden Abstandshalter anfertigen. Vor dem Foto-Einsatz muß man nur die Fokusierhilfe mit dem passenden Abstandshalter auf die aktuelle Konfiguration voreinstellen.
Also: Drehen ist wieder angesagt !

Demnächst weiter auf dieser Seite.
 
 

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