Die Story:
Angefangen hat alles mit vielen schönen Beobachtungsnächten in der Sternwarte meines Astro-Kumpels Gerd Goerres. Er wohnt im gleichen Ort wie ich und hat sich vor einigen Jahren eine Sternwarte gebaut, die durch eine 2m Baader Kuppel gekrönt wird.
Gerd's Sternwarte bei Nacht.
In diesen Nächten, besonders im Winter, habe ich die schützende Wirkung einer Kuppel und einen gemütlichen, beheizbaren Vorraum schätzen gelernt. Ein wesentlicher Nachteil einer Kuppel ist allerdings die eingeschränkte Übersicht, was bei einer Schiebedach-Hütte nicht der Fall ist. Da ich aber leider nicht der Gattung "Homo Robustus" angehöre, kam für mich nur eine Sternwarte mit Kuppel in Frage (und mit beheizbaren Vorraum). Über die Monate hinweg machte ich mir so meine Gedanken und setzte diese mit dem PC in maßstäbliche Zeichnungen um.
Gesamtansicht der Sternwarte. Man erkennt u.A. den angehobenen Boden
im Beobachtungsraum.
Dreiseitenansicht der Kuppelkonstruktion. Die Zeichnungen erfolgten
maßstäblich mit einer Genauigkeit von einem Millimeter. Das
ist zwar etwas Arbeit beim Zeichnen, aber man kann nachher die genauen
Maße für alle Bauteile in den Zeichnungen abmessen. Beim Zusammenbau
passt es dann perfekt.
Dann folgte ein Modell der Kuppelkonstruktion mit Sperrholz-Spanten und Karton-Beplankung im Maßstab 1:10.
Das Modell der Kuppel.
Meine Bekannten meinten damals, daß das Ganze wohl mal wieder
so eine Träumerei wäre, und ehrlich gesagt habe ich auch nicht
ernsthaft an eine schnelle Realisierung geglaubt. Eine Woche Vorjahresurlaub,
die bald genommen werden mußte, hat das Projekt aber plötzlich
drastisch beschleunigt. Es wurden Preise und Lieferzeiten für die
Holz-Materialien erfragt und die nötigen Mengen kalkuliert. Eine Woche
vor Urlaubsantritt wurde dann das Material beim schnellsten Lieferanten
bestellt (der auch noch einer der preiswertesten war :-) In der Urlaubswoche
wurden dann die Zirkel, Stichsägen, und Leimdosen geschwungen und
viele Spax-Schrauben verschnützt. Nach 7 Tagen war das Gerippe gebaut,
der Kuppelspaltkasten gefertigt und aufgesetzt, sowie die Kalotte mit 6mm
Sperrholz beplankt. Dann kam wegen Zeitmangel eine längere Pause.
Die Spanten mit der zentralen Hilfsscheibe (diese hat einen kleineren
Durchmesser als die spätere Breite des Kuppelspalts).
"Gerippe" mit aufgesetztem Kuppelspaltkasten und erstem beplankten
Segment. Die Spanten sind über einzeln angefertigte und angepasste
Winkel mit dem Kuppelspaltkasten verschraubt. Nach dem beplanken des Gerippes
wurden die Spanten an der Innenseite des Kuppelspaltkastens bündig
abgesägt.
Zum Glück ist unser Astro-Kumpel Achim Klötzler aus der "lokalen Gruppe" in der Schwimmbad-Branche tätig und versteht sich bestens auf das verlegen und verschweißen von Kunstoff-Folien. So bekam die Konstruktion über den Winter eine wetterfeste Außenhaut aus UV-stabiler Kunststoff-Dachfolie. Während dieser Zeit wurden auch die Tore für den Kuppelspalt gebaut.
Unter der Dachfolie ist ein Vlies eingearbeitet.
Als Nächstes wurde der Schiebemechanismus für die Kuppeltore
aus zwei langen Alu C-Profilen und acht Nylon-Rädern (aus dem Baumarkt)
angebaut. Diesen Mechanismus würde ich allerdings beim nächsten
Mal präziser bauen, da die Kuppeltore beim Schieben manchmal zum Verkippen
neigen. Das Problem ist aber nicht so gravierend, daß man nicht damit
leben könnte. Zum Schluß wurde das Gerippe für den zylinderförmigen
Dachanschlußring, der auch die Rollen für die Kuppeldrehung
trägt, gebaut und beplankt. Im folgenden Frühjahr kam dann das
"Grobe" dran. Mit Holz kann ich ja ganz gut umgehen, aber ausschachten,
betonieren, mauern und verputzen sind nicht unbedingt mein Ding. Deshalb
war ich über die Hilfe von Gerd Goerres und meinem Schwiegervater,
der ein Händchen für's Mauern hat, sehr dankbar. Nachdem das
Gebäude stand und die kreisförmige Aussparung ins Dach gesägt
war, wurde der zylindrische Anschlußring aufgesetzt und Dach sowie
Ring mit Schweißbahn abgedichtet. Die Kuppel wurde dann mit vier
Mann aufgesetzt, wozu ich noch ein Gestell baute, auf dem man die Kuppel
in halber Höhe abstellen konnte (Dank auch an meinen Nachbarn, der
kräftig mit anpackte).
Und sie dreht sich doch :-)
Eine Sturmsicherung darf auf keinen Fall vergessen werden. Die Klammer
aus 5 x 30mm Flachstahl ist oben mit einem Scharnier auf dem drehenden
Ring verschraubt und wird im hochgeklappten Zustand durch einen Magnet-Schnapper
festgehalten. Zum "parken" wird der drehende Ring über einen Bolzen
mit dem stationären Ring gegen verdrehen gesichert und dann die vier
Klammern herunter geklappt. Dies muß beim Abrüsten zum Ritual
gehören, da man es nicht vergessen sollte. Ich habe einen Fall im
weiteren Bekanntenkreis, bei dem eine Kuppel beim Sturm abhanden gekommen
ist. Zum Glück war kein Instrument montiert und es entstand auch kein
Fremdschaden. Die Windkräfte sollte man auf keinen Fall unterschätzen.
Konstruktionsdetails:
Laufring:
Das Gerippe wird durch einen Ring getragen, der aus zwei Schichten 22er
Birke Multiplex besteht. Jede dieser Schichten besteht auch vier Viertelkreisbögen.
Diese sind in den zwei Schichten um 45° versetzt miteinander verleimt
und verschraubt. Bei der Montage ist sehr auf einen exanten Rundlauf zu
achten da sonst die Kuppel später beim drehen eiert. Die Montage geschah
deshalb auf einer einfachen Hilfskonstruktion aus Dachlatten, die in der
Mitte einen Nagel hatte. An diesem war eine Schnur befestigt, mit welcher
der Radius rund herum kontrolliert und justiert werden konnte. Dieser Ring
dient später auch als Lauffläche für die vertikal stehenden
Laufrollen und trägt somit das gesamte Gewicht der Konstruktion. Die
zentrierenden horizontalen Rollen laufen auf der Innenfläche einer
mitdrehenden Schürze, die außen den feststehenden Ring ca. 15cm
überlappt.
Dichtung der Kuppelspalttore:
Die Konstruktion der Stoßstelle zwischen den beiden Toren erfordert
besondere Sorgfalt um ein späteres Eindringen von Wasser zu verhindern.
Auf den Rand des in Parkstellung östlichen Tores ist eine Leiste aufgesetzt.
Diese verhindert, daß Regen, der auf die Fläche fällt,
in den Spalt läuft. Am westlichen Tor ist ein L-förmiger Überstand
angebracht, dessen langer Schenkel deutlich über die Leiste des östlichen
Tores ragt. Dieser Schenkel hat am Ende noch eine Tropfkante, damit an
der Innenfläche kein Wasser entlang laufen kann. Trotzdem kommt es
vor, daß bei starkem Sturm mit Regen einzelne Tropfen den Weg ins
Innere finden. Um auch noch diese abzufangen habe ich am westlichen Tor
von innen unter die Stoßstelle eine Rinne installiert die jedes winzige
Tröpfchen auch noch nach außen führt. Es kommt durch diese
Rinne auch nicht zu einer Verengung des Kuppelspaltes, da sich darüber
schon der L-förmige Überstand befindet. Seit dieser Maßnahme
dringt auch bei schwerstem Sturm kein einziger Trofen mehr ins Innere.
Die Außenseiten der Tore sind konstruktionsbedingt kein Problem,
da diese den Kuppelspaltkasten weit überlappen.
Laufrollen:
Sowohl als horizontale als auch vertikale Laufrollen dienen Nylon Rollen
mit 50mm Durchmesser aus dem Baumarkt. Diese laufen auf 10mm Messing-Wellen
in selbstgebauten Haltern aus 5 x 30mm Flachstahl. Die fertigen Rollen
mit Halter, die es auch im Baumarkt gibt, kamen mir etwas zu schwach vor.
Beim nächsten mal würde ich evtl. richtige Kugellager als Rollen
einsetzen. In den Jahren habe ich nämlich den Rollen schon einige
male ein Tröpfchen Öl spendieren müssen, da es beim Drehen
anfing zu quietschen (was den Nachbarn mitten in der Nacht bestimmt nicht
gefallen dürfte). Meine Halter erhielten deshalb eine zusätzliche
kleine Bohrung in Achsnähe.
Gebäude:
Das Gebäude ist aus Gasbeton gemauert und hat ein frostsicheres
Fundament und eine Beton-Bodenplatte. Selbstverständlich besitzt die
30cm Beton-Teleskopsäule ihr eigenes Fundament aus 1 Kubikmeter Beton,
welches keine direkte Verbindung zu den Betonteilen des Gebäudes hat.
Außen ist das Gebäude verputzt und gegen die Aufheizung durch
Sonneneinstrahlung weiß gestrichen. Wie schon anfangs erwähnt
besteht es aus zwei Räumen. Im Beobachtungsraum ist ein erhöhter
Fußboden eingebaut der über eine 4stufige Treppe zu erreichen
ist. Der Boden hat natürlich einen kleinen Abstand zur Säule.
Während der Beobachtung wird die Treppe von oben mit einer Klappe
verschlossen um Stürze zu vermeiden. In die Zwischenwand zum Vorraum
ist eine kleine Öffnung eingebaut um z.B. Kabel verlegen zu können.
Der Vorraum ist mit einer Eckbank, elektrischem Konvektions-Heizer und
Dia-Projektionsfläche ausgestattet. Bei Bedarf wird dies durch eine
kleine tragbare "Musikmaschine" und alles weiter Nötige ergänzt
(bei Wolken auch schonmal was flüssiges :-)