Einfache, aber praktische Montierungen für die "Russentonne".
 
 

Die meisten Amateurastronomen die ich kenne besitzen ein russisches Spiegel-Teleobjektiv mit 100mm Öffnung und 1000mm Brennweite, die sogenannte "Russentonne". Diese Optiken wurden vor ein paar Jahren für wenig Geld auf den Flohmärkten angeboten und waren, bis auf wenige Ausnahmen, von erstaunlich guter Qualität. Durch Entfernen einer kleinen Madenschraube kann man die Fokus-Ebene soweit herauslegen, daß eine Verwendung als Teleskop sogar mit Zenit-Prisma möglich ist. Der Nachteil dieser Optiken ist das relativ hohe Gewicht (russische Wertarbeit), die nicht sehr stabile Montage über Foto-Gewinde und die schlechte Fokusierbarkeit über einen Außen-Drehring. Trotz dieser Mankos war das Teil vor Allem wegen seines günstigen Preises in der "Vor-Synta Zeit" ein beliebtes Einsteigergerät. Meistens wurde die Optik auf ein stabiles Foto- / Filmstativ montiert, was aber ein schlechter Kompromiss war. Wegen des hohen, außerachisalen Gewichtes in Elevation mußte man die Klemmung so fest anziehen, daß an ein ruckfreies Anvisieren nicht zu denken war. Aus diesem Grunde baute ich mir über die Jahre eine ganze Reihe Gabelmontierungen mit Reibradantrieb für diese Optik, die teilweise bei mir und bei einem Astro-Kumpel noch immer in Betrieb sind.
 
 


Die einfachste Variante, hier als Tischmontierung noch ohne Optik, mit azimutalem Gleitlager (Kunststoff-Folie aus Ordner-Register) und Elevationsantrieb mit Reibrad. Diese hier habe ich letzens für meinen Junior gebaut. Die Achse des Elevations-Knopfes wird durch eine Schwinge geführt und über eine Zugfeder gegen die runde Scheibe gezogen. Auf die Metallachse ist im Kontaktbereich zur runden Scheibe ein Stückchen Silikonschlauch aufgeschoben, wodurch die Reibung deutlich erhöht wird.
 


Vor ein paar Jahren stand ich vor dem Problem, in den Camping-Urlaub auch ein Teleskop mitnehmen zu wollen, aber der Platz im PKW war doch recht begrenzt. Aus diesem Umstand heraus entstand diese "Henkelsternwarte" (naja, Riemensternwarte wäre wohl richtiger, hört sich aber nicht so schön an :-). Sie hat sich jedenfalls bestens bewährt.
 


In der Kiste befindet sich eine parallaktische Gabelmontierung mit Ra-Antrieb, die Russentonne und alles nötige Zubehör.
 


Was man so braucht : Drei Okulare, darunter in einer Schublade einige Filter, ein kleiner Sternenatlas und dahinter ein Sonnenfilter (leider nicht sichtbar). Die Transportkiste kann auch als Notstativ dienen, oder man kann sich mit hochgeklapptem Polster sogar darauf setzen.
 


Auf dieser Aufnahme sieht man einige technische Details. Die große runde Holzscheibe läuft mit ihrem Rand auf einer kleinen Welle (wieder mit Silikonschlauch) auf der sich oben ein kleiner Drehknopf befindet (Mitte rechteckiges Teil). Auf der Welle ist (hier nicht sichtbar) zwischen der rechteckigen Messingplatte und dem darüber montierten Sperrholzbrett eine weitere runde Alu-Scheibe angebracht. Diese Scheibe kann über einen hoch untersetzten Getriebe-Gleichstrommotor, der wiederum auf einem innen sitzenden Hebel montiert ist, angetrieben werden. Mit einem Knebel kann besagter Hebel von der Alu-Scheibe abgehoben werden, so ist die Ra-Achse über den Drehknopf zu bewegen. Das hört sich jetzt etwas kompliziert an, aber eigentlich sind es nur zwei Reibrad-Untersetzungen in Reihe geschaltet die durch einen Getriebemotor angetrieben werden. Da die antreibenden Elemente (zu Einen der komplette rechteckige Teil unten und zum Anderen der verdeckt liegnde Hebel mit Motor) mittels Federn gegen die Scheiben gezogen werden ist dieser Antrieb in den letzten beiden Stufen spielfrei. Die daraus resultierende sofortige Reaktion bei Motoransteuerung hat schon manchen meiner Bekannten in Erstaunen versetzt
Die Deklinations-Achse wird in gleicher Weise angetrieben, aber nur manuell. Hier sieht man auch die bei Ra nicht sichtbare Alu-Scheibe und eine der Zugfedern.
 

Noch ein Tip zur Montage:
In der Einleitung bemängelte ich die schlechte Montierbarkeit mit Foto-Gewinde. Setzt man die Optik in einen Winkel und schraubt sie über 90° an beiden Gewinde-Anschlüssen fest, so ergibt sich eine bombenfeste Verbindung. Das Foto auf meiner Startseite zeigt eine so montierte Russentonne. Die Schraubstellen liegen dort 45° links und rechts neben der Schiene, so sieht es etwas eleganter aus.
 

Vielleicht konnte ich hier dem Ein- oder Anderen eine nützliche Anregung geben. Weitergehende Fragen beantworte ich gerne per mail.
 
 

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