Eigenbau-Refraktor mit 60mm/400mm Achromat in Holzbauweise.

Auf der ATH 2002 in Hückelhoven kaufte ich kurz vor Toreschluss beim niederländischen Händler "Rainpipe-Refraktors" einige achromatische Objektive. Jetzt hat wieder Eines davon ein neues Leben bekommen :-).
 

Das wichtigste Werkzeug für das Projekt war meine selbst gebaute CNC-Fräse.
Mehr dazu hier: http://www.skyviewer.de/not_astro/cnc_fraese/cnc_fraese.htm)



Aufbau des Tubus mit gefrästen Spanten.
Im Vordergrund das Teil ist eines der beiden seitlichen Befestigungen am Tubus.
Das Flach-Messing mit den M5 Löchern lässt sich darin zum Austarieren verschieben.



Beim Sägen der Längsbrettchen hatte ich Probleme mit den Gehrungen.
Daraufhin habe ich die Brettchen ohne Gehrung gesägt und in die Spalten entsprechend angepasste Leisten eingeleimt.
Das ging ganz gut. Der Überstand wurde dann verschliffen.



Zusätzlich zu den drei Hauptspanten sind okularseitig noch zwei mit kleinerem Durchbruch eingearbeitet.
Diese führen das Auszugrohr, welches aus dem zylindrischen Teil einer Aluminium-Haarspraydose besteht.
Im Vordergrund liegen die Ringe für die Okularaufnahme, die Klemmung des Auszugrohrs und die Basis für den Sucher.



Hier der gedrehte, unfertige Tubus mit dem Auszugsrohr und der zusammengeleimten Okularklemme.
In die Unterseite der aufgeleimten Sucheraufnahme sind zwei M3 Muttern eingelassen.



Die Okularklemme wurde in das Auszugsrohr eingeklebt. Okularklemme und das Tubus-Innere wurde mit schwarzer Abtönfarbe gestrichen.
Danach wurden die beiden fehlenden Längsbrettchen am Tubus verleimt und verschliffen.



Die Objektivzelle liegt etwas versenkt im Tubus. Sie ist mittels drei Schrauben mit Druckfedern justierbar.


Die Teile für den einfachen Peilsucher. Das Teil sieht zwar recht einfach aus, enthält aber ein interessantes Detail:
Die okularseitige Fläche um das objektivseitige Loch wurde mit einer phosphoreszierenden Farbe gestrichen.
Schaut man jetzt durch den Sucher, so erscheint das objektivseitige Loch kleiner als das okularseitige,
da es weiter vom Auge entfernt ist. Schaut man genau auf der Achse, dann sieht man einen gleichmäßigen Ring
der leicht leuchtet. Schaut man außerachsial, dann erscheint der Ring unsymmetrisch. So lässt sich ein Objekt sehr genau anpeilen.



Zusammenbau der einstellbaren Füße für die Tischmontierung. Die Verstellung erfolgt mit M5 Gewindestangen.
In den aus zwei Scheiben zusammengeleimten Füßen befinden sich auf die Gewindestangen verklebte Muttern, welche im Fuß frei drehen können.
Auf die oberen Enden der Gewindestangen habe ich erst mal selbstsichernde Muttern geschraubt. Damit kann man schon ganz gut einstellen,
aber ich werde wohl noch ein paar geriffelte Einstellräder anfertigen.



Eines der Rest-Bretten vom Fräsen ;-).


Natürlich darf auch eine Taukappe nicht fehlen.


Mit Deckel, der mittels Haushaltsgummis gehalten wird.


Die Taukappe ist nach der gleichen Methode wie der Tubus gefertigt.


Hier sieht man den Spant der Taukappe und die Anschläge für den Sitz auf dem Tubus.


Aufkleben eines Papprings auf die Filterfolie fürs Sonnenfilter.


Der Pappring wird dann auf einen Holzring...


... geklebt.


Der Filterhalter ist wieder nach dem gleichen Prinzip gebaut wie Tubus und Taukappe.


Der Ring mit der Filterfolie wird mittels Blechfedern in der Halterung fixiert. So besteht die Möglichkeit verschiedene Filter einzusetzen.


Die Montierung habe ich als Tischmontierung im Dobson-Style mit justierbaren Füßen ausgeführt. Zwischen Basisbrett und drehbarer Box befindet sich, zur Verringerung der Gleitreibung, eine runde Kunststoffscheibe.
Azimutal- und Elevations-Verstellung bekommen noch Skalen, sowie die Elevations-Verstellung eine Bremse bzw. Klemmung.



Hier das gute Stück, aber noch ohne Oberflächenbehandlung. Ich bin mir noch nicht schlüssig wie ich diese ausführen soll.


Ein erster, schneller Test in einer Wolkenlücke entlarvte den gröbsten Schwachpunkt der bisherigen Konstruktion:
Die Elevationseinstellung arbeitet viel zu reibungsarm. Eine Bremse bzw. Klemmung muss schleunigst her!


Mittlerweile habe ich ein paar weitere Features hinzu gefügt:
- Klemmung / Bremse / Feinverstellung der Elevation,
- Halterung für den Sonnenfilter an der "Rockerbox"
- und ein kleines Schubfach zwischen den Füßen für Zubehör.


Hier sieht man die Halterung für das Sonnenfilter, es ist somit "immer am Mann" ;-) .


Das kleine Schubfach fürs Zubehör.


Detailansicht der Elevations-Bremse, -Klemmung bzw. -Feinverstellung.
Die Vorrichtung ist aufgebaut wie eine Scheibenbremse beim Auto. Die Scheibe hatte ich ja schon vorher
eingebaut, diese bekam aber noch eine C-Führung zur seitlichen Leiste am Tubus, um den Kraftschluss zu
gewährleisten und dabei nicht die Möglichkeit der Tarierung zu verlieren. Der "Bremssattel" sitzt
aber nicht fest an der Rockebox, sondern ist an einem Arm montiert, der sich um die Elevationsachse
drehen kann. Dieser Arm ist über ein Gestänge mit der "Rockerbox" verbunden. Mittels einer Gewindestange
mit Rändelmutter, welche mit einer Druckfeder vorgespannt ist, lässt sich die Länge dieser Stange und
somit die Position des "Bremssattels" fein verstellen. Durch gefühlvolles Anziehen der Rändelmutter
am "Bremssattel" lässt sich die Reibung verstellen. Somit ist eine gebremste Grobverstellung der Elevation
möglich, die Feineinstellung erfolgt dann mittels der Rändelmutter am Gestänge.
Das Ganze funktioniert sehr gut :-).



Nun denke ich noch über eine Feinverstellung der Fokussierung nach. Ich hätte da schon eine Idee,
aber das muss noch etwas reifen... ;-).



So, genug gereift:


Zur Feinfokussierung habe ich die Klemmung des Auszugsrohrs verstellbar gemacht. Dazu wurde anstelle der
zwei Befestigungsschrauben am Tubus zum einen eine Führungsstange und zum anderen ein Gewindestab eingebaut.
Die Klemme bekam nun ein größeres Loch für die Führungsstange und einen Einstellknopf mit Innengewinde,
welches auf der Gewindestange am Tubus verdreht werden kann. Hier die Teile vor der Endmontage.



Die montierte Klemme, noch ohne Auszugsrohr.


Mit montiertem Auszugsrohr. So kann ich nun bei geöffneter Klemme grob vorfokussieren und anschließend
mit angezogener Klemme feinfokussieren. Das Ganze funktioniert super :-).



Nun noch drei Fotos vom jetzigen Zustand mit fertiger Lackierung:


.


.


.



Für die Azimut-Skala habe ich einen Ring gefräst, der verschiebbar auf dem Rand der Basisscheibe aufliegt.
So lässt sich die Skala an einem bekannten Objekt kalibrieren und man kann die gesuchte Koordinate direkt einstellen.



Der erste Versuch für eine Azimut-Skala wurde auf farbigem Zeichenkarton gedruckt (siehe vorheriges Bild).
Allerdings war ich mit der Qualität nicht ganz zufrieden. Das Problem bestand darin, dass der Ring etwas groß
für eine auf A4-Format gedruckte Skala ist. Auch die Lesbarkeit der Beschriftung lies etwas zu Wünschen übrig.
Für einen zweiten Versuch habe ich dann die Beschriftung etwas vergrößert und die Skala wurde etwas größer
in zwei Hälften auf normales Druckerpapier gedruckt. Das Zusammenfügen hat, entgegen meiner Befürchtungen,
ganz gut geklappt und die Lesbarkeit ist jetzt auch ok :-).



Hier noch die Elevations-Skala. Da sich die Skala beim Austarrieren des Tubus verdrehen kann musste eine
einfache Methode zur Ausrichtung her. Zur Ausrichtung der Basisplatte habe ich schon eine Dosenlibelle
an Bord. Mit Hilfe eines einfachen "Sattels", der auf den Tubus aufgesetzt wird, lässt sich der Tubus
schnell in die Waagerechte bringen und die Skala mit der Rändeschraube auf "0" setzen.



Nun haben die Skalen auch ihre Zeiger.



Das "first Light" erfolgte visuell am Mond. Bei genauem Hinsehen war natürlich am Mondrand ein leichter
Farbsaum sichtbar, aber der hielt sich erfreulicherweise sehr in Grenzen. Mit einem orthoskopischen 4mm Okular
konnten bei 100x Vergrößerung am Terminator nadelfeine Details erkannt werden. Mit der Abbildungsleistung des
Objektivs bin ich voll zufrieden.

Im Anschluss habe ich noch meine ASI224mc Planetenkamera in den Okularauszug gesteckt und eine Einzelaufnahme
des Mondes gemacht:


Auch dazu ist das kleine Gerätchen zu gebrauchen :-).




E-Mail: reinhard(punkt)lauterbach(at)freenet(punkt)de